Autor: Eine Leserin,
"Liebt einander!" 2/2009 → Die Bewegung der Reinen Herzen
Ich bin seit 5 Jahren verheiratet und es sind sehr glückliche
Jahre gewesen. Ich weiß, dass mein Mann dies genauso sieht.
Als ich in der sechsten Klasse war, hörte ich, dass man um einen guten
Ehemann beten muss. Ich fand in meinem Gebetsbüchlein, dass ich zur Ersten
Heiligen Kommunion geschenkt bekommen hatte, ein entsprechendes Gebet
und betete es immer, wenn ich in der Kirche war.
Die Jahre vergingen und ich wuchs zu einem hübschen Mädchen heran, das
Erfolg bei den Jungs hatte. Ich vergaß darüber jedoch nicht mein Gebet
und widmete dem Inhalt des Gebetes immer mehr Aufmerksamkeit. Ich fing
an, darüber nachzudenken, was die Worte „Herr, bewahre mich für ihn und
ihn für mich“ wohl zu bedeuten hatten. Obwohl ich jetzt weiß, dass es
um die voreheliche Reinheit ging, dachte ich damals, dass es darum ging,
dass wir nicht früher, als von Gott vorhergesehen, miteinander gehen.
Ich war sehr wählerisch, was meine Freunde anbetraf und spielte oft mit
ihren Gefühlen, weil ich dachte, dass ich mir das aufgrund meines Aussehens,
meines Humors und Auftretens erlauben könnte. Und als ich mein Gebet sprach,
musste ich oft weinen, weil ich nicht wusste, wie ich mich entscheiden
und welchen Jungen ich auswählen sollte – jeden meiner Freunde betrachtete
ich als einen potenziellen Heiratskandidaten. Sehr oft machte ich der
Muttergottes Vorwürfe und sagte: „Warum sagst Du mir nicht, welchen ich
wählen soll; wer ein guter Vater für meine Kinder und ein liebender Ehemann
für mich sein wird?“ Und Sie schaute nur ruhig von einem Bild auf mich
herab, denn sie wusste, dass derjenige, um den ich so innig betete, nahe
war, dass er ein guter Bekannter, ein Freund war. Jemand, dem man alles
sagen konnte, mit dem man ins Kino gehen und mit dem man bei einem Jugendtreffen
in der Kirche beten konnte – aber doch nicht jemand, den man heiraten
wollte! Ich bin sehr energisch, leidenschaftlich und vital und er ruhig,
geduldig, immer beherrscht … Ich hatte, wie viele Mädchen übrigens, eine
Vorliebe für Motorräder, Geschenke und dafür, dass man mir den Hof machte.
Er hatte nichts davon: weder ein Motorrad, noch Durchsetzungsvermögen,
nicht einmal Arbeit. Doch er fiel mir dadurch auf, dass er sich mir nicht
an den Hals warf, nicht mit mir schlafen wollte, um einen „Liebesbeweis“
zu haben. Er konnte wunderbar singen, Gitarre spielen und zuhören, wenn
ich darüber erzählte, was gerade so in meinem Leben vor sich ging, und
es war immer eine ganze Menge los.
Er wartete ganze vier Jahre, bis ich dazu bereit war, seine Freundin
zu werden. Doch ich hatte noch meine Zweifel: „Und wenn ich mich täusche?
Vielleicht tue ich etwas Falsches? Vielleicht sollte ich mir eine Tür
offenhalten, wenn er doch nicht der Richtige ist?“ Da wirkte die Muttergottes.
Bei einer Wallfahrt, nach dem Kreuzweg, erklärte ich mich damit einverstanden,
seine Freundin zu werden. Ich tat dies entgegen dem Willen meiner Familie,
die der Meinung war, dass er nicht viel zu bieten hätte, keine Arbeit
hatte und sie sich ihren zukünftigen Schwiegersohn eigentlich ganz anders
vorgestellt haben. Ich tat es auch entgegen den Ratschlägen meiner Freunde
und Bekannten, die meinten, dass wir charakterlich nicht zueinanderpassen
würden, dass wir wie Feuer und Wasser wären, dass er zu ruhig für mich
sei und sicherlich ganz unglücklich mit mir werden würde, weil ich ihn
emotional zerstören würde. Durch Gottes Hilfe und auf die Fürsprache der
Muttergottes hin konnten wir allen beweisen, dass nicht Temperamente und
materielle Güter zählen, sondern wir selber und unsere Zusammenarbeit
mit Gott, denn das bewirkt letztendlich, dass Menschen unerwartet zusammenfinden
und das manchmal nach Jahren.
Jetzt weiß ich, dass mein Gebet erhört wurde – ich habe einen wunderbaren
Ehemann. Es ist auch sein Verdienst (diese ruhige Ausdauer meines Mannes,
der so lange auf mich gewartet hat und immer dafür betete, die richtige
Wahl zu treffen), dass ich gelernt habe, geduldig zu sein und unsere Befürchtungen,
Unsicherheiten und Ängste der Muttergottes anzuvertrauen. Ich fürchtete
mich so sehr vor dem Heiraten, obwohl ich doch wusste, dass er der Richtige
für mich ist. Ich hatte Angst, dass wir uns nicht verstehen würden, dass
ich vielleicht keine Kinder bekommen könnte und mein Mann mich nicht lieben
würde, dass wir sexuell nicht zueinanderpassen würden (Schließlich haben
wir es ja vor der Hochzeit nicht ausprobiert, wie es jetzt so üblich ist.)
… und tausend andere Ängste mehr!
Als ich aber am Altar dies alles hinter mir gelassen hatte und es in
die Hände Jesu legte, fühlte ich mich sehr erleichtert und dieser Zustand
dauert bis heute an. Mit unserer 3 Monate alten Tochter Isabelle erfreuen
wir uns jetzt an jedem Tag, den wir gemeinsam verbringen dürfen, und wenn
das Leben auch manchmal harte Prüfungen mit sich bringt, so ist es doch
viel einfacher, diese gemeinsam durchzustehen und sich gegenseitig eine
Stütze zu sein. Denn das Phänomen unserer Ehe ist, dass wir miteinander
reden, jeden Tag an unserer Liebe arbeiten, sich unserer Schwächen und
Unzulänglichkeiten voreinander nicht schämen und zusammen die Knie vor
Gottes Majestät beugen.
Man muss sich schon gegenseitig finden wollen und Gott die ganze Suche
in der riesigen Menschenmenge anvertrauen. Man muss Ihm vertrauen und
geduldig warten. Und dann beständig in der Liebe bleiben wollen und jeden
Tag gemeinsam Gott aufopfern. Wichtig ist auch, dass wir uns an dem erfreuen
können, was uns das Zusammensein bringt.